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Michas Flucht

Eine Shadowrun ™ Kurzgeschichte von Niclas Meier.
Diese Geschichte darf frei verbreitet werden, so lange der Inhalt nicht verändert wird.
Die Rechte liegen beim Autor.


Der Mann stand auf der Klippe und blicke in den Abgrund. Der kühle Wind des Morgens streichelte über seine Haut. Der Wind trug die verschiedensten Gerüche mit sich. Die meisten Gerüche riefen eine Erinnerungen wach. Er konnte sich an Menschen, Orte und Gefühle erinnern, die er schon lange vergessen zu haben schien. Er blickte sich um. Er kannte diesen Ort. Er hatte hier schon getötet. Aber er konnte sich nicht mehr erinnern wo es war. Es war auch nicht Wichtig. Wichtig war nur, die Ruhe und er. Der Ort mußte ihn einmal berührt haben, an einem der Momente vor einem Gefecht, wo man alles intensiver wahrnahm. Micha trat einen Schritt näher an den Abgrund. Er war gekommen um zu fliegen. Das es möglich war, fühlte er tief im inneren. Sein Unterbewußtsein hatte diesen Ort dafür ausgewählt und auch sein Bewußtsein hielt diesen Ort für angemessen. Micha hob seine Arme und spürte den Wind darin. Er würde mit ihnen die Luft so manipulieren, das sie ihn trug.
Es mußte erst vor kurzem geregnet haben. Er konnte diesen frischen Geruch, der für einen kurzen Sommerregen so typisch war, noch riechen.
Nun würde es geschehen. Er sprang schwungvoll vom Felsen herunter. Erst fiel er ein paar Meter hinunter, doch dann konnte er den Wind spüren und er wußte, wie er zu fliegen hatte. Er breitete seine arme auf und auf diesen Flügeln flog er durch die Luft. Es war ein großartiges Gefühl. Die absolute Freiheit, wie sie nur Vögel erfahren. Micha flog über grüne Ebenen, weite Felder und kleine Dörfer. Die Welt sah von hier oben sehr friedlich aus, als währe alles in Ordnung und die Welt währe das Paradies.
Micha wußte nicht wie lange er geflogen war, doch plötzlich geschah es. Es kam um ihm zu holen.
Er konnte den Wind nicht mehr spüren. Er war noch da, doch die Wahrnehmung hatte sich geändert. Zusätzlich erschien vor seinem inneren Auge eine Anzeige, die bestätigte, das ein Wind mit etwa 2 Metern pro Sekunde aus einer Richtung von etwas 235-243 Grad wehte. zusätzlich wurde noch ein Vektor eingeblendet, der die Windrichtung grafisch darstellte. Die ganze Landschaft änderte sich. Es war zwar genau das gleiche Bild, doch der Inhalt war verschwunden. Es war als schaue man auf ein Bild einer Landschaft anstatt sich in ihr zu bewegen.
Wichtige Landmarken wurden mit Entfernungen versehen und eine Terrainkarte erschien vor seinem inneren Auge. Ebenso wie ein Höhenmesser, der seine Höhe mit 234.43 Meter über Grund angab. Micha bekam die Panik, er wollte das nicht, er wollte wieder frei sein wie ein Vogel.
Eine Stimme sprach zu ihm. Sie war in seinem Kopf, aber es war nicht seine Stimme. Es war eine angenehme Frauenstimme, doch wie die Stimme eines Computer ohne Emotionen. Sie sagte:" Achtung der Aufprall steht unmittelbar bevor. Bitte warten ... bitte warten ..."
Micha spürte, wie sich die Richtung seines Fluges änderte. Bisher war er mit eleganter Leichtigkeit gesegelt, doch nun folgte ein Absturz. Die Erde kam immer näher und er konnte alles genau erkennen.
Die Landschaft, die eben noch wie ein Paradies schien, verwandelte sich in die Hölle, in der die Menschheit lebte. Sie nannte sie sechste Welt.
Als er auf den Boden Aufschlug erwachte Micha. Er saß immer noch auf dem Sessel in seinem Wohnzimmer, in dem er eingeschlafen war.

Micha richtete sich auf. Er sah auf die Uhr an der Wand und stellte zufrieden fest, das es Zeit war. Er stand auf und reckte sich um die letzte Müdigkeit aus seinem Körper zu bannen. An den Traum konnte er sich nicht mehr genau erinnern, es waren sowieso nur Variationen des Themas.
Micha prüfte noch einmal ob er auch nichts vergessen hatte. Viel besaß Micha sowieso nicht, doch das was er besaß, war sein ganzes Leben. Es waren meistens nur Kleinigkeiten, doch zu jeder gehörte eine kleine Geschichte und diese Geschichten waren sein Leben. Das meiste in seiner Wohnung gehörte jedoch dem Konzern. Er sorgte für seine Mitarbeiter und stattet sie mit allem aus, was sie benötigten. Für Individualitäten war dabei kein Platz. Er hatte im letzten Jahr drei solcher Wohnungen bewohnt und alle waren irgendwie gleich gewesen. Sicher hier und da gab es unterschiede, doch das war wohl auf Schwankungen im Möbelmarkt zurück zu führen.
Micha hatte beschlossen diesem Leben, das bestimmt wurde von Einsamkeit und nicht enden wollender Eintönigkeit, den Rücken zu kehren. Das hieß vor allem dem Konzern den Rücken zu kehren.
Viele von ihnen werden jetzt erstaunt sein. Denn sie kennen nichts anderes. Der Konzern ist wie Mutter und Vater. Er sorgte für jene die ihm loyal ergeben sind und er bestraft die, die sich gegen ihn wenden. Und je größer der Konzern ist, desto mehr trifft dies zu. Micha Konzern war groß. Zwar keiner der weltumspannenden Moloche, welche Welt beherrschten. Aber groß genug um sich bereits Exterritorialität gesichert zu haben. Sein Name war Heckler und Koch. Genau, der Heckler und Koch. Bekannt für seine Waffen und Kriegsausrüstungen.
Er war jetzt etwa ein Jahr bei H&K und Micha fand, das es jetzt zeit war zu gehen. Er konnte es nicht mehr ertragen. Er mußte raus hier. Was kommen würde, wußte er nicht, doch er konnte nicht mehr hier bleiben. Vorher war er bei der Bundeswehr gewesen. Viele von ihnen werden jetzt lachen, aber wie so vieles hatte die Bundeswehr der sechsten Welt zwei Gesichter. Auf der einen Seite stand die Wehrpflicht und auf der anderen Seite, standen die Berufssoldaten. Micha war ein Berufssoldat gewesen. Die Berufssoldaten wurden auch bei der MET2000 eingesetzt, um ihnen die nötigen Erfahrungen im Feld zu verleihen. Und die MET2000 kennt ja wohl jeder. Sie eine wenn nicht die härteste Söldnertruppe der Welt. So kommt es auch, das das Offizierskorps der Bundeswehr sehr stark vercybert ist.
Auch von dort ist Micha weg gegangen. Mit dem Einverständnis der Bundeswehr. Ein billiger Menschenhandel. Micha mußte zu H&K gehen und die Bundeswehr erhielt Ausrüstung dafür.
Er war es satt, das andere sein Leben diktierten, deshalb verließ er jetzt H&K. Er wollte ein Leben ohne Abhängigkeiten führen.

Sein Rucksack war gepackt. Er nahm das Halfter, was neben dem Rucksack auf dem Tisch lag und legte es an. Es enthielt eine Walther Secura und 2 Reserve Clips. Micha hatte nicht vor entdeckt zu werden, aber er wollte vorbereitet sein. Die H&K227 blieb im Schrank, wo sie immer lag. Er hatte nicht vor sie mit zu nehmen. Sie war im Gegensatz zu der Walther Konzerneigentum. Die H&K227 war die Standartbewaffnung für die Sicherheitskräfte von H&K.
Micha zog sich noch eine dunkle Jacke an. Sie war modisch geschnitten und aus Leder, eine ganz normale Jacke hat. Seinen Firmenausweis heftete er an das Revers der Jacke.
Micha sah sich noch einmal in seinem Apartment um. Er war bereit, bereit zu gehen.

Er verließ das Apartment und verschloß es. Mehr aus Gewohnheit, als aus furcht vor einem Einbruch. Micha ging zum Fahrstuhl und auf dem Weg dorthin traf er Moni. Moni - ihr richtiger Name war Monika Drewers - war auch beim Sicherheitsdienst von H&K. Sie hatten sich jedoch im Fitneßraum kennengelernt, wo Moni Kurse für Waffenlose Selbstverteidigung gab. Sie waren sich schnell näher gekommen, doch über eine Affäre waren sie nicht hinaus gekommen. Später hatte Micha herausgefunden, das Moni ein ganz schönes Luder war und das sie sich die Männer nahm, wie sie sich brauchte. Micha und Moni tratschten noch ein wenig über ein paar unwichtige Firmen interna. Micha hatte nicht vor sich lange von ihr aufhalten zu lassen. Verspätungen waren einkalkuliert, aber er hatte nur begrenzt Spielraum. Er versprach ihr, bald mal wieder auf ein paar Stunden vorbei zu schauen und begleitete sie zu ihrer Tür. Das Angebot gleich mit hineinzukommen lehnte er jedoch höflich ab.

Micha hatte sich die Möglichkeiten auf eine unkomplizierte Flucht selbst verbaut. Er hatte immer wieder darum gebeten sich von Heckler und Koch trennen zu dürfen. Dies hatte ihm, außer der Aufmerksamkeit seiner Vorgesetzten, nichts eingebracht. So kam es auch, das er ein Lokatorarmband tragen mußte. Es war im Prinzip nichts weiter als ein Armband mit einem Minisender, der die Position von Micha überwachte. Wenn Micha also flüchten wollte, dann würde ein Alarm in der Sicherheitszentrale und an seinem Armband ausgelöst werden. Auch wenn er das Armband entfernte, würde es Alarm geben. Das war die Methode um unzufriedene Arbeiter auf dem Konzerngelände festzuhalten. Da Heckler und Koch bereits groß genug war um Exterritorialität zu besitzen, war das was Heckler und Koch, auf ihrem eigenen Gelände, taten 100%ig legal. Micha würde sich dieses lästigen Schmuckstückes annehmen, wenn die Zeit dafür gekommen war. Abgesehen von dieser Einschränkung, konnte sich Micha vollkommen frei auf dem Konzerngelände bewegen.

Das Konzerngelände von Heckler und Koch, war die erste Stufe einer Arcologie. Es gab schon Wohn- und Arbeitsmöglichkeiten auf einem Gelände.
Es waren zwar noch viele kleinere Gebäude, aber ein Teil der Belegschaft 2wohnte bereits auf dem Firmengelände. Es war im Moment noch hauptsächlich Führungspersonal, aber es gab schon Pläne, die für mehr Wohnraum sorgen sollten. Das Endziel von H&K war ganz sicher eine Arcologie, wo die Lohnsklaven, dann ganz ungestört für ihren Konzern leben und arbeiten konnten.
Zusätzlich zu den Execs wohnten auch noch ein großer Teil der Sicherheitskräfte auf dem Konzerngelände. Man hatte dabei die schnelle Verfügbarkeit zusätzlicher Sicherheitskräfte im falle eines Angriffs im Hinterkopf gehabt. So waren das Konzerneigentum und die hochrangigen Execs gut geschützt.

Micha hatte sich in den letzten Wochen gründlich vorbereitet. Das ganze Gelände war auf Eindringlinge vorbereitet und hatte einem Ausbrecher nicht viel entgegen zu setzen. Bei Heckler und Koch hatte man schon immer Angst vor Dieben gehabt. Kein wunder bei den Mengen an Waffen und Munition, welche die meiste Zeit auf dem Gelände waren. Darunter auch schwere Kaliber bei denen die Verantwortlichen sicher gehen wollten, das sie nicht auf die Straße gelangten. So gab es immer wieder überfalle einiger banden mit dem Ziel ein paar automatische Waffen zu erbeuten.
Micha begab sich langsam zum zentralen Heizungshaus. Es war ein kleiner Fusionsreaktor, der die Wärme und ein wenig Strom für das Gelände erzeugte. Das Haus, wirkte fast wie ein kleiner Bunker und lag in einer entlegenen Ecke des Geländes. Obwohl ein Fusionsreaktor im Vergleich mit einem Kernspaltungsreaktor eine sehr saubere Sache ist, will doch keiner in keine nähe kommen. Wohl ein Überbleibsel von diesen Reaktorunfällen im späten 20ten Jahrhundert. Hier war die Sicherheit auch nicht so stark, da es hier nichts zu holen gab. Das Gelände wurde von außen mit Strom versorgt, also war der Reaktor auch nicht als Ziel von möglichen Sabotageaktionen Eingestuft worden. Um zu den Wertvollen Einrichtungen zu kommen mußte man erst fast das ganze Gelände überqueren, also hatte man hier nun eine minimale Sicherheitsmannschaft stationiert.

Micha kniete sich im Schatten des Gebäudes nieder. Er griff in seine rechte Jackentasche und zog eine Zange hervor. Es war Zeit sich um das Schmuckstück zu kümmern, bevor es ihn verpetzen konnte. Er hatte sich schon über das Schloß informiert, so das er keine Probleme hatte das Armband zu entfernen. Kaum als er das Schloß des Armbands geknackt hatte, gab das Armband einen schrillen Alarmton von sich. Micha brachte es mit einem tritt seines Absatzes zu schweigen.

Plötzlich öffnete sich eine Tür hinter Micha. Er wirbelte herum. Es kam wieder.
Die Cybertechnik, die Micha implantiert hatte lief an und er wurde wieder ein Sklave seiner Technik und sie begann die Litanei des Todes zu rezitieren.
'Alle Systeme einsatzbereit.
Waffe : Keine.
Unbewaffneter Kampf initialisiert.
Warnung: Waffe empfohlen !
Warnung: Restlichtverstärkung empfohlen!
Ziel wählen ... Ziel wählen ...'
Die bekannte Stimme hallte durch seinen Kopf. Es war nicht seine Stimme, es war die Stimme ein Frau. Sie war zwar angenehm, doch irgendwie Kalt und befehlend. Es war die Stimme seines taktischen Computer. Ein Cybergerät, das ihm während seiner Zeit bei der Bundeswehr implantiert worden war.
Es schien alles automatisch zu gehen. Er schaltete auf Restlichtverstärkung um, und konnte einen Mann er kennen. Es war ein Wachmann, der gerade auf seiner Runde war. Ein Zielkasten erschien über der Silhouette des Wachmannes. Er hatte seine H&K227 noch nicht entsichert und der Lauf war noch zum Boden gerichtet. Micha zog Blitzschnell seine Walther Secura. Die schwere Pistole lag gut in der Hand und Micha spürte das prickeln, als die Induktionspolster in seinen Handflächen Kontakt zum Smartgunsystem in der Walther schlossen. Der Computer korrigierte sich und die taktischen Anzeigen wechselten in den Feuerwaffenmodus:
' Waffe: Walther Secura - 1 Schuß im Lauf, 11 im Magazin.'
An dem Zielkasten wurde nun ein Vektor angeheftet, der die möglichen Bewegungen des Ziels vorhersagte. Doch das Ziel hatte keine Zeit zum Reagieren. Micha zog den Abzug durch und der Mann fiel zu Boden.
Nun gab es kein zurück mehr.

Micha sprintete in Richtung Zaun. Der Zaun, war genauer gesagt zwei Zäune, mit einem 5 Meter breiten Stück freiem Feld dazwischen. Früher wurden hier Paraspezies frei laufen gelassen, doch die Punks aus der Stadt machten sich einen Spaß daraus auf die Tiere zu schießen. Heute patrouillierten hier nur noch Streifen mit Paraspezies als Wachhunde. Der äußere Zaun war elektrisch geladen und mit Klingendraht besetzt. Der innere Zaun war nur dazu da gewesen um die Paraspezies zurück zu halten.

Micha überwand den inneren Zaun schnell. Er lief etwa 100 Meter Entlang des Niemandslandes, bis er am inneren Zaun das entdeckte, was er suchte.
Ein Schaltkasten, mit dem man die Stromzufuhr des äußeren Zaunes Abstellen konnte. Dieser war verschlossen, doch Micha sprengte das Schloß mit 2 Schüssen aus seiner Walther. Er mußte sich beeilen. Das Armband und der tote Wachmann hatten bestimmt für genügend Aufmerksamkeit gesorgt, so das Sicherheit mittlerweile hinter ihm her sein dürfte.
Micha schaltete den Strom aus, als er plötzlich ein Geräusch hinter sich hörte. Er wirbelte herum, konnte jedoch nichts erkennen. Die Sicht war zu schlecht, da ein wenig Nebel aufgekommen war. Also wechselte er auf Infrarot und da konnte er etwas erkennen. Zwei Wärmequellen, die sich ich ihm Rasch näherten.
Micha vermutete, das es sich dabei um einen Wachmann und einen Schreckhahn handelte, der Standart Para - Streife bei H&K. Sie waren noch ein gutes Stück entfernt, kamen aber Rasch näher. Micha hatte keine Zeit um noch sicher die andere Seite des äußeren Zaunes noch zu erreichen. Also legte er an und der taktische Computer verkündigte freudig:' Ziele gespeichert'.
Seine Cyberaugen vergrößerten die Ziele, so daß das Schießen einfach wurde. Micha brauchte nur auf die enden, der an den Objekten angehefteten Vektoren, zu Zielen und er würde treffen - zumindest in der Theorie.
Micha begann zu schießen. Der Schreckhahn war nach 2 Schüssen erledigt, doch der Wachmann erwies sich als erstaunlich schweres Ziel. Micha pumpte das restliche Magazin in den Wachmann, bis auch dieser endlich zum stehen kam.
Durch einen Befehl der Smartverbindung ausgelöst fiel das leere Magazin aus der Walther und Micha lud ein frisches nach.
Die Schießerei würde keinem entgangen sein, also mußte er jetzt jeder Zeit damit Rechnen, das noch mehr Wachleute von Heckler und Koch kamen. Und sie würden nun nicht mehr Überrascht und alleine sein.
Micha zog ein Überlebensmesser aus dem Rucksack. Dieses Messer war mit ein paar Handgriffen zu einer starken Zange umgebaut und Micha machte sich daran die Drähte des Zaunes zu durchtrennen. Es dauerte nicht lange, bis die Öffnung groß genug war um hindurch zu schlüpfen.

Micha war frei ....

Niclas Meier


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